Gleichzeitig befinden wir uns immer noch in der Fastenzeit 2021 und am 5. Fastensonntag kann in den Messen der Katholischen Kirche ein Text aus dem 12. Kapitel des Johannesevangeliums gelesen werden. Dieser Text wird „die letzte öffentliche Rede Jesu“ genannt. Jesus sagt dort unter anderem: „Jetzt wird Gericht gehalten über diese Welt; jetzt wird der Herrscher dieser Welt hinausgeworfen werden.“ Weiter sagt Jesus: „Und ich, wenn ich über die Erde erhöht bin [also von den Toten auferstanden], werden alle zu mir ziehen.“ Diesen letzten Satz habe ich mir während meines Studiums in meiner „Studien-Bibel“ gelb markiert und das Wort ALLE außerdem noch unterstrichen. Dahinter steht der Vermerk LG 3.
LG bedeutet Lumen Gentium. Lumen Gentium ist die Dogmatische Konstitution über die Kirche des Zweiten Vatikanischen Konzils aus dem Jahr 1964. Nicht wenige (katholische) Christen wünschen sich seit Jahren ein weiteres Konzil, ein Konzil der weiteren Verheutigung „aggiornamento“ unserer Kirche. Ich selber bin davon überzeugt, dass man ein System (z.B. Katholische Kirche) nur dann verändern kann, wenn man Teil dieses Systems ist. Nur als Teil des Teams Katholische Kirche kann ich dazu beitragen, dass sich „etwas bewegt“, dass sich „Dinge verändern“. Vielleicht nicht immer sofort und im Großen, aber doch oft genug im alltäglichen Leben. In LG 25 heißt es: „Die einzelnen Bischöfe besitzen […] nicht den Vorzug der Unfehlbarkeit.“ - Ich bin allerdings nicht derjenige, „der Gericht über diese Welt halten möchte und ihren Herrscher hinauswerfen wird.“ Ich möchte eher derjenige sein, der Samenkörner in die Erde (oder die Herzen der Menschen) legt, damit sie reiche Frucht bringen (vgl. Joh 12, 24). Gleichzeitig beruhigt es mich, dass Jesus ALLE (und nicht nur die Mitglieder eines bestimmten Systems, einer Religionsgemeinschaft, …) zu sich ziehen wird, ohne Vorbedingung!
Mit verheutigenden Grüßen, Armin Wirth, GR.