Ausgrenzung
Liebe Leserinnen und Leser,
wer die lebendige Liturgie der „Mess op Kölsch“ am letzten Sonntag in St. Johann Baptist erlebt hat (ich habe sie in der Live-Übertragung verfolgt), kann vielleicht den Wunsch verspüren, dass sie mehr als einmal im Jahr stattfindet, wie jene Leute, die sich an Papst Benedikt XV (1914-1922) wandten und ihm eine Frage stellten, aber dann vielleicht eine unbefriedigende Antwort erhielten: „Warum hat die Kirche die Fastenzeit nicht in vier Perioden von 10 Tagen in den vier Jahreszeiten des Jahres aufgeteilt?“ Er habe geantwortet: „Die Kirche hätte das tun können, aber sie hielt es für unklug. Die Menschen hätten viermal Karneval gefeiert, aber nicht ein einziges Mal gefastet“.
Wenn man den Karneval in seiner Vielfalt nicht nur als Unterhaltung, Genuss und Geld-Verschwendung… bezeichnen würde, aber vielleicht auch als Rahmen für den Ausdruck freier und erbaulicher Meinungen…, könnte das Thema der Exklusion, das Jesus im Evangelium dieses Sonntags aufgreift, ein gutes Karnevalsthema für soziale Gerechtigkeit sein, in einer Welt, in der Ausgrenzung, Antisemitismus, Rassismus und so viele soziale Klischees immer mehr gang und gäbe werden.
Indem Christus die Unberührbaren berührt, sagt er uns erneut, dass die Menschen diejenigen, die sie ausgeschlossen haben, wieder integrieren können. Indem er sich von den Unreinen berühren lässt, erinnert er uns an unsere realste Menschlichkeit: mit den Verdammten der Erde eins zu werden, um ihnen Würde, Respekt, soziale Bindung, Gemeinschaft mit Gott und den anderen wiederzugeben. Denn die Ausgrenzung, für die die Lepra im Evangelium steht, präsentiert sich auf so viele verschiedene Arten um uns herum in den täglichen Beziehungen. Man muss nur einmal eine Form von Lepra für sich selbst erfahren haben, um von innen heraus den Schmerz zu spüren, in den Augen anderer für unrein erklärt zu werden.
Allerdings ist für Jesus niemand unrein. Weder der Kollaborateur des römischen Besatzers (Zachäus), noch der Beamte, der das Volk besteuert (Levi, der Korrupte), noch die Prostituierte, die ihren Körper verkauft (Maria Magdalena), noch die Ehebrecherin, noch der fanatische Verfolger (Paulus). ...So fallen in diesem Moment alle Kategorien von Rein und Unrein, da die Heiligkeit Gottes darin besteht, Menschen zu heilen und zu retten.
Wenn Jesus am Kreuz der Unreine schlechthin ist, der von Gott Verfluchte (Gal 3,13), dann ist seither unrein, derjenige der den anderen als solchen beurteilt und nicht die Person, die beurteilt wird.
Fakt ist, ob es sich um körperliche Lepra, Lepra durch soziale oder religiöse Ausgrenzung, durch aufgezwungene Unreinheit handelt, wenn wir wollen, können wir diese Aussätze aus unseren zwischenmenschlichen Beziehungen und Gesellschaften entfernen und uns für die mitfühlende Zärtlichkeit Jesu entscheiden.
Einen gesegneten Karnevalsonntag und ein herzliches Alaaf
Ihr/Euer Egide Gatali