Brotkrümel

Liebe Leser und Leserinnen,
oft wird der 2. Ostersonntag der „Sonntag des ungläubigen Thomas“ genannt. Aber: War Thomas wirklich so ungläubig?
Sein Wunsch nach Gewissheit ist doch recht gut zu verstehen. Er will sich davon überzeugen, ob es wirklich Jesus ist, der auferstanden ist. Warum bestand Thomas darauf, die Wunden Jesu zu sehen?
Vielleicht soll Thomas uns auf die Wahrheit hinweisen, dass die Finsternis des Leidens und das Licht der Auferstehung einander nicht ausschließen.
Glauben heißt nicht nur, die Lichtseiten zu sehen, sondern auch, die Schattenseiten zu erkennen.
Jesus ist zwar auferstanden, doch das heißt nicht, dass alles Leid ausgelitten ist oder nicht mehr zu erfahren werden braucht.
Der Auferstandene Herr will uns aber Anteil geben an seinem österlichen Leben: Wir dürfen mit ihm auferstehen, für ihn aufstehen und mit ihm für das Leben einstehen.
Noch immer sind Menschen ängstlich, sorgenvoll und voller Zweifel. Gerade diesen Menschen sagt die Auferstehung Jesu: Es gibt Hoffnung, es gibt Aussicht!
Der Auferstandene Herr bringt uns seinen Frieden und will, dass wir zu Krümeln dieses Brotes vom Himmel werden, damit die Welt nicht verhungert. Weil er selbst dieses Brot ist, das vom Himmel gekommen ist, können wir die Brotkrümeln sein, indem wir immer und überall, wo wir sind, Gottes Antwort für unsere Brüder und Schwestern werden; Zeichen der Hoffnung in dieser Welt sein, die unter Misstrauen und Verzweiflung leidet; Zeichen des Friedens bei jeder Gelegenheit sein.
Möge der Thomas, der in uns wohnt, die offene Seite, das Herz Gottes berühren. Er lasse die schaffenden Finger Gottes unsere Wunde berühren!
Euch/Ihnen allen einen gesegneten Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit wünscht,
Egide Gatali