„Danken ist gesund“

Liebe Leserinnen und Leser!
Neulich habe ich im Internet ein Video gesehen, in dem erklärt wurde, dass es ausgesprochen schädlich sei, abends im Bett noch das Handy zu benutzen. Das blaue Licht, die wechselnden Inhalte usw. ganz schlimm für das Gehirn und so. Eine Stunde vor dem Schlafen müsse man offline sein. Stattdessen: „lesen, meditieren, danken“.
Aus dem Mund von Anselm Grün wäre das nun nicht besonders bemerkenswert, doch es kam von einem jungen Mann offenbar völlig ohne irgendeinen spirituellen Bezug. Meditieren und danken scheint also auch von Menschen als sinnvoll erlebt zu werden, die die höhere Macht, der sie sich verdanken, vielleicht Kosmos oder Schicksal nennen, aber nicht mehr Gott.
Dankbarkeit tut uns gut, geistig und körperlich. Doch für mich spielt es eine große Rolle, an wen sich mein Dank richtet: der Kosmos ist mir nicht genug!
Im Evangelium dieses Sonntags heilt Jesus zehn Aussätzige. Er trägt ihnen – noch vor erfolgter Heilung! - auf, sich den Priestern zu zeigen, als Zeichen ihrer Gesetzestreue. Sie gehen auch brav los, und auf dem Weg verschwindet der Aussatz.
Sicherlich sind alle zehn dankbar, aber nur einer kehrt um und dankt Jesus. Er ist ein Samariter, ein Fremder, die anderen sind wohl Juden. Wir wissen nicht, warum sie nicht zurückkommen, aber ich vermute, dass sie den Auftrag Jesu und des Gesetzes erfüllen und sich den Priestern zeigen wollen. Das ist ihnen offenbar wichtiger als ein privater Ausdruck des Dankes! Auch wenn wir das spontan schlimm finden und auch Jesus sich wundert: Eigentlich kann man den Neun keinen Vorwurf machen. Sie tun, was Jesus ihnen aufgetragen hat, und was das Gesetz von ihnen verlangt.
So viel Gesetzestreue ist uns heute fremd. Man darf sagen „glücklicherweise“, denn religiöse Regeln und Vorschriften haben viele Menschen geängstigt und eingeengt – das ist noch gar nicht so lange her. Es ist gut, dass wir heute freier sind! Nur: Was ersetzt denn in unserem Leben die religiöse Pflichterfüllung früherer Zeiten?
Wenn wir uns z.B. nach etwas Gutem, das uns widerfährt, nicht mehr zu einem förmlichen Dankgebet (bei Tisch…) oder Dankgottesdienst (Erntedank, Wallfahrt…) verpflichtet fühlen, was machen wir dann stattdessen?
Sind wir wie der Samariter, der zu Jesus zurückkehrt, um ihn zu lobpreisen? Oder fühlen wir uns so frei, dass wir weder rituell Danken, noch die Begegnung mit Jesus suchen? Das wäre schlimm, nicht nur, weil uns danken guttut, sondern weil uns Gott eine Beziehung anbietet, die unser ganzes Leben verändern kann.
Wir haben es in der Hand, ob wir das Angebot annehmen.
Herzliche Grüße
Sr. Barbara