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Das Kreuz ist leer

Deckblatt Ostern 2024
Datum:
21. März 2024
Von:
Sr. Barbara

Liebe Leserinnen und Leser!

Woran erkennt man Ostern? Im Schulgottesdienst zielt diese Frage auf die Hasen und die Schokoladeneier in den Geschäften. Mit den Kindern muss ich schon in der Fastenzeit über Ostern sprechen, denn nach den Ferien ist „in der Welt“ die Frühlings- und Osterdeko verschwunden. Dann fällt es den Kindern schwer, einen Bezug zum Thema zu finden. Sie brauchen es anschaulich.

Bei uns Erwachsenen… ist es eigentlich nicht so viel anders! Die Osterbotschaft „Gott ist stärker als der Tod“ ist ja wunderbar, aber anders als Weihnachten doch etwas abstrakt und schwer darzustellen. Es gibt viele schöne Ostermotive, z.B. die Begegnung des Auferstandenen mit Maria Magdalena, den Emmausjüngern oder Thomas. Aber was ist das eine prägnante Motiv, das alles auf den Punkt bringt? 

Alle Evangelien erzählen, dass am Morgen nach dem Sabbat Frauen zum Grab kommen und es leer vorfinden. Statt Jesus treffen sie dort Engel und erhalten den Auftrag, den Aposteln die Auferstehung zu verkünden. Das ist aber auch schon die einzige Gemeinsamkeit. Schon die Anzahl der Frauen und ihre Reaktion ist von Evangelium zu Evangelium verschieden. Das gemeinsame zentrale Motiv wäre demnach das leere Grab.     
Das Problem ist nur: Wir halten Leere so schlecht aus! 

 In reformierten Kirchen hängen normalerweise Kreuze ohne Korpus. Und obwohl mir das fremd ist, halte ich das leere Kreuz eigentlich für einen angemessenen Ausdruck unseres Glaubens. Jesu Tod ist nicht das Wichtigste und vor allem nicht das Ende: Er erhält seine volle Bedeutung erst durch das leere Grab am Ostermorgen. Erst als Gott die Botschaft und das Handeln Jesu in der Auferweckung bestätigt, entfaltet die Hingabe bis in den Tod ihre ganze Kraft.         
Deshalb tue ich mich schwer damit, den toten Jesus in das Zentrum unserer Kirchen zu stellen, leere Kreuze wären mir lieber. In St. Johann Baptist haben wir, so meine ich, einen gelungenen Kompromiss in Form eines Kreuzes mit ungewöhnlichem „Null-Punkt“-Korpus: Jesus ist zwar noch abgebildet, aber nicht mehr am Kreuz festgenagelt. Er lebt: Hände und Füße sind frei, als sei er kurz vor der Himmelfahrt.

Das abstrakt leere Kreuz hingegen halten wir nur schwer aus, so wie das leere Grab. Dass Jesus einfach weg ist, ist eine Zumutung.         
Tatsächlich mutet Gott uns zu, dass wir an die Auferstehung glauben, auch ohne Anschauung oder Anfassen der Wundmale. Dazu sind wir auf die Aussagen derer angewiesen, die Gott erfahren haben: damals vor 2.000 Jahren und seitdem immer wieder neu. Auf dem Grund ihrer Zeugnisse müssen wir Glaube, Liebe und Hoffnung einfach riskieren – solange, bis wir selber Gott und seine Nähe erfahren. Solange, bis wir spüren, dass er in unserem Leben wirkt, uns und unser Leben verändert.                
Dann können wir selber anderen mit Überzeugung die Osterbotschaft verkünden: Jesus lebt! Erkennt ihr es?
Schwester Barbara