Die Angst vor Schlangen
Liebe Leser und Leserinnen.
Viele Menschen haben Angst vor Schlangen. Ich selbst habe davor großer Furcht, so sehr, dass ich sie mir nicht einmal im Fernsehen ansehen möchte. Im Evangelium dieses Sonntags spricht Jesus auch von Schlangen, nicht weil er davor Angst hat, sondern weil er sich an Moses' Kupferschlange erinnert und sich mit der Erlösung identifiziert, die Moses während des Exodus in der Wüste angeboten wurde: “Wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der glaubt, in ihm ewiges Leben hat.”
Als Jesus sich mit der Kupferschlange identifizierte, erkannte er, dass er in den Augen seiner Zeitgenossen zum Inbegriff der Sünde werden würde. Am Kreuz wird er den alten Fluch aus dem Deuteronomium hinnehmen: “Verflucht sei, wer am Galgenholz hängt!” (Dtn 21,23).
Die Schlangenszene ist immer noch in allen Erinnerungen. Denn die bronzene Schlange, die von Mose in der Wüste oder von Gott am Kreuz aufgerichtet wurde, zieht alle Blicke auf sich. Es geht darum, dem Bösen ins Gesicht zu schauen, das nun durch die Vergebung erstarrt ist und durch die Liebe desjenigen, den es vergiften wollte, unschädlich gemacht wurde. Das Aufblicken, um den Biss des Bösen zu erkennen und um Gnade zu flehen, rettete die Hebräer in der Wüste: “Wenn nun jemand von einer Schlange gebissen wurde und zur Kupferschlange aufblickte, blieb er am Leben” (Num 21,6-9).
Für uns heute: Was sind diese Schlangen, die wir in Bronze erstarren müssen? Was tun wir, um unsere inneren Schlangen auszutreiben? Oder glauben wir, dass das Böse keine Macht mehr über uns hat, weil wir Christen sind?
Wenn wir zu Christus am Kreuz aufschauen, das Böse in uns und das der Welt erkennen und ihn um Vergebung bitten, rettet er uns noch viel mehr vor dem Gift unserer inneren Versuchungen. Denn er ist die Stimme, die durch die Zeitalter ruft und die Menschen dazu auffordert, im Licht zu wandeln. Das irdische Leben des Menschen wird jedes Mal zum Trauerspiel, wenn er versäumt, diesem Ruf zu folgen. “Das aber ist das Gericht”, sagt das Evangelium, “dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht”.
In dieser Fastenzeit sollten wir nach den wahren Gegenmitteln für die brennenden Bisse der Gifte suchen, die unseren Weg vergiften und finster machen. Es gibt viele von ihnen in uns und um uns herum. Dabei können Gebet, Fasten und Almosengeben helfen.
Es grüßt herzlich und wünscht einen gesegneten Laetare-Sonntag,
Ihr/Euer
Egide Gatali