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Die Gerechtigkeit Gottes

Geld
Datum:
16. Nov. 2023
Von:
Yvonne Werheid

Liebe Leserinnen und Leser!

Mussten Sie diese Woche mit der Bahn fahren? Ich schon! Ich hatte Glück: es war eine angenehme Fahrt, es hat alles gut geklappt, und vor allem waren die Mitreisenden und das Personal entspannt und freundlich.

Einen Tag später sehe ich dann in den Nachrichten: Nichts geht mehr! Die Gewerkschaft will ihre Forderungen mit einem Streik durchsetzen. Nun, die Forderung nach gerechtem Lohn ist gut biblisch: „Jeder Arbeiter ist seines Lohnes wert.“ So steht es im ersten Brief an Timotheus.

Nur leider ist das nicht der Text, den wir an diesem Wochenende in der Kirche hören werden! An diesem Sonntag geht es auch um Arbeiter und ihre Dienstgeber – aber was da passiert, erscheint uns reichlich ungerecht. „Ein Mann“ (der in diesem Fall für Gott steht), geht auf Reisen und vertraut seinen drei Dienern sein Vermögen zur Verwaltung an. Der eine bekommt fünf, der andere zwei, der dritte nur ein Talent Silbergeld. Das ist ja schon die erste Ungerechtigkeit: Wieso verteilt Gott die Gaben so unterschiedlich?

Richtig schlimm wird es aber, als er von der Reise zurückkommt: Die ersten beiden haben verdoppelt, was ihnen anvertraut wurde. Beide werden gleichermaßen gelobt. Es scheint nicht auf den absoluten Gewinn anzukommen: Wer viel hat, muss auch viel daraus machen. Wer nicht so viel hat, von dem wird auch nicht so viel erwartet. Irgendwie einleuchtend. Und vielleicht versöhnt das auch ein bisschen damit, dass wir alle so unterschiedlich begabt sind. Wäre es nicht schrecklich, wenn die Menschen alle gleich wären? Wir ergänzen uns doch gerade in unserer Verschiedenheit!

Ganz schrecklich finde ich aber das Ende: Der letzte Diener hat aus Angst vor seinem strengen Herrn das Geld vergraben und gibt es ihm jetzt zurück, so wie es war. Dafür wird er schwer gerügt und schließlich hinausgeworfen: Er hätte es mindestens auf die Bank bringen müssen, damit es Zinsen trägt. 

Soll das die Gerechtigkeit Gottes sein? Nun, es ist zunächst die drastische Darstellung des Matthäus. Der Inhalt enthält aber auch eine Aufforderung, die uns sogar ermutigen kann: Trau dich, die Talente, die du hast, einzusetzen. Mach etwas daraus! Versteck dich nicht, auch dann nicht, wenn es vielleicht nicht so viel ist. Jede und jeder ist wichtig und soll zum Einsatz kommen!

Mit ermutigten Grüßen

Sr. Barbara