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Die Liebe Gottes

Schlüssel und Himmel
Datum:
24. Aug. 2023
Von:
Yvonne Werheid

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Schlüssel sind in unserem Leben wichtig, denn wir richten gerne Schlösser ein, die uns wertvolle Dinge absichern sollen. Ärgerlich wird es dann, wenn man Schlüssel oder Schlüssel-Zahlencodes verloren, vergessen oder verlegt hat. Dann kommt man nicht mehr in die eigene Wohnung hinein, kann nicht mehr mit Fahrrad oder Auto weiterfahren, der Zugriff auf Wertgegenstände oder das eigene Geldkonto bleibt versperrt. 

Im Sonntagsevangelium hören wir, wie Jesus Simon die Schlüssel des Himmelreiches überträgt und ihn zum Himmelspförtner macht: „Ich gebe dir die Schlüssel des Himmelreichs; was du auf Erden binden wirst, das wird im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird im Himmel gelöst sein.“ (Mt 16,19) Jesus beruft Simon zum „Petrus“ („Felsen“), auf den er seine Kirche bauen will. Bis heute beruft sich das Papstamt auf diese Zusage Jesu.

Das Bildwort von der Schlüsselgewalt taucht im Neuen Testament auch im letzten Buch der Bibel, der Offenbarung des Johannes, auf: „So spricht der Heilige, der Wahrhaftige, der den Schlüssel Davids hat, der öffnet, sodass niemand mehr schließen kann, der schließt, sodass niemand mehr öffnen kann.“ (Offb 3,7). Der eigentliche Inhaber der Schlüsselgewalt ist also Jesus Christus, der Simon Petrus an dieser Vollmacht teilhaben lässt. Jesus legt den Fortbestand der Kirche in die Hand von einem fehlbaren Menschen, der Jesus sogar verrät und in dessen Verhalten immer wieder deutlich wird, wie wenig Vertrauen er zum Herrn wirklich hat. 

Simon Petrus ist andererseits derjenige, der als erster bekennt: „Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!“ (Mt 16,16). Er macht eine Entwicklung durch, ja eine Wandlung: das Pfingstereignis ist für ihn der Beginn einer Öffnung zu den Menschen hin. Er begreift immer mehr seine Aufgabe, allen suchenden Menschen die Gemeinschaft der Kirche durch sein Zeugnis zu öffnen. So öffnet er dem heidnischen Hauptmann Cornelius die Tür ins Christentum und auf dem Apostelkonzils führt sein Zeugnis dazu, dass die Tür der Kirche allen offen steht, die die Gemeinschaft mit Christus suchen. Er sieht in dieser Suche den Heiligen Geist am Werk.

Petrus versteht seine Aufgabe nicht im Absperren und Verschließen, sondern im Öffnen. Das Papstamt hat also die Aufgabe, allen Menschen, die in ihrem Leben auf der Suche nach Halt und Geborgenheit sind, den Zugang zu Jesus Christus zu eröffnen und zu erschließen. Dazu gehört auch, kirchliche Regeln oder Traditionen und zu enge moralische Vorstellungen, die dies verhindern, zu lösen. An dieser Aufgabe haben alle Christen und christliche Gemeinden Anteil.

Jesus Christus sagt von sich selber: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben, und es in Fülle haben“ (Joh 10,10) Der Schlüssel dazu ist aber die „Liebe Gottes“, die uns allen geschenkt ist. Durch unser Zeugnis in Tat und Wort können wir helfen, die Herzen und Seelen der Menschen für Gott neu zu erschließen.

Ich wünsche ihnen allen einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche!

Ihr Winfried Kissel, Pfr.