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Die enge Tür

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Datum:
21. Aug. 2025
Von:
Winfried Kissel, Pfr.

Liebe Leserinnen und Leser,

an diesem Sonntag hören wir Jesus im Evangelium sagen: „Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen; denn viele, sage ich euch, werden versuchen hineinzukommen, aber es wird ihnen nicht gelingen. Wenn der Herr des Hauses aufsteht und die Tür verschließt und ihr draußen steht (…), dann wird er euch antworten: Ich weiß nicht woher ihr seid. (…) Weg von mir, ihr habt alle Unrecht getan!“ (Lk 13,24-27)

Die enge Tür steht für den »Zugang« zu Gott, der nicht immer leicht zu finden ist, der manchmal regelrecht verbaut, verstellt ist. Wer durch die Tür kommt, der ist gerettet. Es scheint nur eine bestimmte Zeit zu geben, die sie offensteht und in der man durch sie zu Gott gelangen kann. Wenn sie geschlossen ist, nützt es nichts, wenn man sich auf frühere Zeiten beruft, die man mit dem „Herrn des Hauses“ verbracht hat. Als Ausschlusskriterium wird schließlich genannt, ob man Recht oder Unrecht getan hat.

Mit diesen Worten fordert Jesus seine Jünger auf, nicht in den Tag hinein zu leben, die Gunst der Stunde zu nutzen und konsequent in seine Nachfolge zu treten. Wir sind zur Entscheidung gerufen, für Recht und Gerechtigkeit in dieser Welt einzutreten und aus einer liebevollen Beziehung zu Gott heraus unser Leben in dieser Welt zu gestalten. Es kommt darauf an, durch die geöffnete Tür, die Jesus uns aufgetan hat, zu gehen. 

Wie schwer tun wir uns, Türen und Zugänge zu anderen zu nutzen, aus ganz verschiedenen Gründen. Es mag Lieblosigkeit sein, die uns davon abhält, vielleicht auch der eigene Stolz oder Gleichgültigkeit. Manchmal ist es einfach auch nur mangelndes Vertrauen oder Angst. Viele finden ja zudem schon nicht die Tür in ihr eigenes Inneres, geschweige denn, dass sie in Frieden mit sich selber leben können. 

Im Matthäusevangelium spricht Jesus die Worte „leichter geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes kommt“ (Mt 19,24). Als „Nadelöhr“ war damals in Jerusalem ein sehr enges Stadttor bekannt, durch das gerade mal ein Fußgänger gehen konnte, aber nicht noch einfach ein Kamel. Die Jünger erschrecken und fragen “Wer kann dann noch gerettet werden?“ Jesus antwortet: „Für Menschen ist das unmöglich, für Gott aber ist alles möglich.“ (Mt 19,25f).

Mit anderen Worten: Uns wird nicht durch Leistung der Zugang zu Gott eröffnet, sondern Gott schenkt sich und eröffnet ihn. So geht es darum, dass wir uns Gott öffnen, dass er an uns wirken an, genauso aber auch um uns selbst wissen, uns selber annehmen können wie auch den Nächsten. 

Ich wünsche Ihnen allen einen gesegneten Sonntag und allen, die nach und nach aus dem Urlaub zurückkehren einen guten Einstieg in den Arbeitsalltag.

 Herzliche Grüße

Winfried Kissel, Pfr.