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Erntedank

Erntedank
Datum:
28. Sep. 2023
Von:
Winfried Kissel

Liebe Leserinnen und Leser,

an jedem ersten Sonntag im Oktober feiern wir Erntedank. Wir danken für die Früchte der Erde, die der Mensch durch seine Hände Fleiß angebaut und geerntet hat, die aber Gott hat wachsen und reifen lassen.

Im Evangelium zum Erntedank (Lk 12,15-21) ermahnt Jesus die Volksmenge, sich vor jeder Art von Habgier zu hüten. Dazu erzählt er ein Gleichnis von einem Bauer, der eine sehr gute Ernte einfährt und deshalb seine Scheunen vergrößert, damit er für viele Jahre ausgesorgt hat. Der Bauer ist stolz auf sich und will das Leben genießen, er spricht zu sich: „Ruh dich aus, iss und trink und freue dich!“ Gott aber erwidert ihm: „Du Narr! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann das gehören, was du angehäuft hast?“

Dürfen wir denn nicht für uns und für unsere Familien, für die Menschen, denen wir uns verbunden fühlen, vorsorgen? Sollen wir kein Geld ansparen fürs Alter und den Ruhestand? Was ist mit all den Versicherungen, die wir zum Schutz des Lebens abschließen und zum Teil abschließen müssen? Wenn wir all das nicht machen würden, würde uns in unserer Gesellschaft Verantwortungslosigkeit vorgeworfen.

Jesus kritisiert im Gleichnis den Bauern, weil er nur an sich denkt. Natürlich sollen wir uns auch unseres Lebens erfreuen! Aber keiner lebt nur für sich! So hätte der Bauer ein großes Fest für all seine Diener und deren Familien veranstalten und ihnen einen Anteil an der guten Ernte geben können. Er hätte sich zusammen mit ihnen über den großen Ertrag freuen können.

In diesem Sinne lädt uns das Erntedankfest ein, dankbar auf alles in unserem Leben zu schauen, was uns zuteilwurde, auch unverdient: angefangen beim eigenen Leben; die Fähigkeiten, die wir entwickeln konnten; die Begegnungen mit Menschen, die uns durchs Leben begleiten; Zuneigung und Liebe, die uns geschenkt werden und letztlich das tägliche Brot und alles, was uns ernährt, Kraft und Freude gibt. „Dankbar sein“ heißt in diesem Sinne, sich bewusst vor Augen zu führen, dass wir Menschen alle aufeinander verwiesen sind. Dankbarkeit sollte uns immer auch bereit machen, mit Menschen zu teilen.

Wer dankbar ist und nicht immer nur von anderen fordert, der lebt auch zufrieden. Er sammelt Schätze vor Gott, unserem Schöpfer und allen Menschen, die mit ihm zu tun haben.

Schauen wir also an diesem Erntedankfest nicht nur auf die Früchte der landwirtschaftlichen Erträge. Schauen wir auch auf die Früchte unseres Lebens, die wir im vergangenen Jahr haben ernten können. Vertrauen wir alles, was wir an Gutem und Schönen, aber auch alles Leid und jeden Misserfolg, den wir erlebt haben, Gott selber an. Bitten wir ihn, dass er uns auch im kommenden Jahr führen und begleiten wird.

Ihnen allen einen gesegneten und schönen Erntedanksonntag und den Familien mit Kindern erholsame und schöne Herbstferien!

Ihr Winfried Kissel, Pfr.