Erntedank

Liebe Gemeinde,
an diesem Wochenende feiern wir das Erntedankfest. Schon beim Eintritt in die Kirche fällt der Blick auf den reich geschmückten Altar: Körbe voller Früchte, Gemüse, Brot, Trauben und Blumen. All das ist ein sichtbares Zeichen dafür, dass unser Leben von Gottes Schöpfung getragen ist. Wir danken Gott für die Gaben der Natur, für die Arbeit der Menschen, für alles, was wir zum Leben brauchen. Dieses Fest lädt uns ein, innezuhalten und bewusst wahrzunehmen: Nichts ist selbstverständlich. Alles, was wir haben, ist letztlich Geschenk. Die Früchte, die wir sehen, beginnen klein: ein Weizenkorn, ein Apfelkern – ganz unscheinbar. Und doch entsteht daraus Leben, Fülle, Nahrung.
Wer dankbar lebt, der weiß: Ich bin nicht die Quelle allen Erfolges. Ich habe mich angestrengt, ich habe gearbeitet – und doch bleibt vieles unverfügbar. Ein Landwirt kann den Boden bereiten, säen und pflegen, aber die Sonne und den Regen kann er nicht machen, das Wachsen nicht erzwingen. Dankbarkeit ist deshalb immer auch Ausdruck von Demut. Sie anerkennt: Mein Leben ist Geschenk.
Wir danken aber nicht nur für die Gaben der Felder. Wir danken auch für die „Ernte“ in unserem persönlichen Leben: für gute Begegnungen, für Freundschaft und Liebe, für Gesundheit oder Heilung, für Zeiten der Freude und des Trostes. Auch diese Früchte sind nicht selbstverständlich. Denn wir spüren oft, dass es nicht immer leicht ist, dankbar zu sein. Krankheit, Sorgen, Konflikte oder Enttäuschungen lassen uns so manches Mal den Blick für das Gute verlieren. Gerade dann ist es wichtig, unser Vertrauen auf Gott zu setzen, der uns alle guten Gaben schenkt.
Vielleicht können wir in diesem Jahr Erntedank ganz persönlich feiern, indem wir uns fragen: Wofür kann ich in meinem Leben danken? Und: Wo darf mein Glaube neu wachsen? Nehmen wir diese Fragen mit in die kommende Zeit. So kann Erntedank mehr sein als ein schöner Brauch. Es kann zu einem Glaubensfest werden, das unser Herz verwandelt.
Ihr / Euer Rijo Puthuva