„Freiheit“

Liebe Mitchristen,
die Bibel ist ein sehr komplexes Buch. Und sie ist ein sehr altes Buch. Ein Buch, welches aus vielen Büchern besteht. Keines dieser Bücher wurde mit dem Ziel geschrieben uns Menschen im Jahr 2025 in Bergisch Gladbach Refrath/Frankenforst sonntags in der Messe daraus vorzulesen. Die Bücher sind darüber hinaus in ihrer Art und Ausrichtung extrem unterschiedlich. – Und dennoch bedeutet all das nicht, dass die Bibel heute überholt ist. Dass sie für uns unwichtig ist. - Sie ist, so sagt man, „Gotteswort in Menschenhand“. Am Ende ist sie aber auch ein Buch, bei welchem, wie bei so ziemlich den meisten Büchern, es nicht sinnvoll ist, einen Satz herauszuziehen und ihn losgelöst vom Kontext zu zitieren, um hierdurch eine absolute Aussage zu treffen.
Wenn ich die heutigen Lesungstexte aus dem Evangelium nach Lukas und dem Buch der Weisheit lese, dann fällt mir sofort ein Zitat aus dem Song „Me and Bobby McGee“, den Kris Kristofferson 1969 geschrieben und der am bekanntesten von Janis Joplin interpretiert wurde, ein. Freedom’s just another word for nothing left to lose. – Auf gut Deutsch: Wenn man gar nix mehr hat, kann man auch nix mehr verlieren (und/oder sich Sorgen darum machen, etwas zu verlieren) und ist endlich frei. Meint Jesus das damit, wenn er sagt: „Darum kann keiner von Euch mein Jünger sein, wenn er nicht auf seinen ganzen Besitz verzichtet“? Radikales Nichts-Besitzen?!– Ich kenne keinen einzigen Menschen, der vollkommen frei von Besitz ist. So berichtet zum Beispiel auch das Johannes Evangelium davon, dass selbst die Jünger Jesu‘ eine Kasse und Einkünfte hatten (vgl. Joh 12, 6).
Jesus geht es hier vermutlich um mehr. Vermutlich vor allem darum, was im Buch der Weisheit im Kapitel 9 Verse 13 ff. steht. „Unsicher sind die Berechnungen der Sterblichen und hinfällig unsere Gedanken; denn der vergängliche Leib beschwert die Seele und das irdische Zelt belastet den um vieles besorgten Geist.“ – Ich verstehe das so, dass unsere Sorgen um Besitz, darum abgesichert zu sein, darum „ausgesorgt zu haben“, darum dauerhaft nach irdischen Gütern zu streben, uns davon abhalten Gott, und damit letztlich auch uns selbst, zu finden.- Nicht der Besitz an sich ist falsch. Wenn der Besitz aber zum Götzen, zum Goldenen Kalb wird, dann ist er falsch.
Mit freien Grüßen,
Armin Wirth, GR.