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Hirte

Datum:
16. Juni 2023
Von:
Armin Wirth

Liebe Mitchristen,

„als er [Jesus] die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten haben“. (Mt 9, 36) Auch ich fühle mich manches Mal wie ein (erschöpftes) Schaf, das keinen Hirten hat. Und ich bin mir sicher, dass ich da nicht der Einzige bin. 

Die Aufgabe eines Hirten ist es, seine Herde zu hüten und zu versorgen. Bei Wikipedia heißt es, „Das traditionelle Arbeitsumfeld des Hirten zeichnet sich durch die Nähe zu seinem Vieh aus. Der Hirte bleibt zum Teil auch nachts auf der Weide und beschützt seine Herde vor Räubern und Raubtieren. Um sich gegen die Gefahren wehren zu können, hat der Hirte als geringe Bewaffnung seinen Hirtenstab“. Unsere Bischöfe sehen sich auch als Hirten. Dies erkennt man zum Beispiel am Bischofsstab, der ein Hirtenstab sein soll. Besonders für unser Bistum fragen sich aber nicht wenige: Wo ist der Mann, der seine Herde hütet und versorgt? Wo ist der Mann, dessen Aufgabe Nähe zur Herde ist, der sogar nachts bei ihr bleibt, um sie vor Räubern und Raubtieren zu schützen? Viele spüren diese Nähe und Behütung nicht (mehr) und gehen. Und auch von denen, die (noch) da sind spüren immer weniger Schutz und Fürsorge. 

Da „gehen“ für mich keine sinnvolle Lösung ist, bleibt die Frage, was kann ich/können wir selber tun? Denn die Ernte ist nach wie vor groß, aber die Arbeiter:innen werden immer weniger. Mit Arbeiter:innen meine ich alle, die guten Mutes sind „Dinge anzupacken“. Und vor allem christlich zu leben „Lebe das, was Du vom Evangelium verstanden hast. Und wenn es noch so wenig ist. Aber lebe es“ lautet ein Zitat von Frère Roger aus Taizé welches man im Gotteslob auf der Seite 501 findet. Die Reaktion Jesu auf seine Feststellung „der müden Schafe (Menschen) ohne Hirten“ ist es, seine Jünger auszusenden. Sie sollen sich aufmachen, sollen (vorübergehend) selbstständig handeln, sollen umsonst geben, denn sie haben auch umsonst empfangen. Sie sollen mit den Menschen in Nähe und Vertrauen leben.

Mit lebendigen Grüßen,

Armin Wirth (GR)