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Nachfolge mit Rucksack

Nachfolge mit Rucksack
Datum:
31. Aug. 2023
Von:
Yvonne Werheid

Liebe Leserinnen und Leser!

Normalerweise sprechen wir Erwachsenen im Bethanien Kinderdorf nicht so viel über die Gründe, warum unsere Kinder zu uns gekommen sind. Wenn es doch mal Thema wird, fällt gelegentlich die Formulierung „er hat ein ganz schönes Päckchen zu tragen“ oder auch „sie bringt schon einen ziemlich vollen Rucksack mit“. Das soll heißen, dass das Kind Erfahrungen gemacht hat, die es nicht so einfach hinter sich lassen kann, in diesem Fall negative Erfahrungen. Sie können es belasten, wenn es schlecht läuft ein Leben lang.

Ich finde das Bild des Rucksacks sehr passend, und eigentlich hat den ja jeder von uns auf. Wir alle sammeln im Laufe unseres Lebens Erfahrungen. Manche bekommen schon als Kind eine gewaltige Last zu tragen – nicht nur die Kinderdorfkinder, sondern z.B. auch die Kriegskinder! Andere laufen lange unbeschwert, bis irgendwann ein Schicksalsschlag, eine Krankheit oder Ähnliches den „Rucksack“ füllt. 

So oder so: Absetzen können wir ihn nicht so einfach. Wir haben ihn täglich dabei, schleppen vieles mit.

Früher hat man ein anderes Bild benutzt. Statt von einem „Päckchen“ oder „Rucksack“ hat man von einem „Kreuz“ gesprochen, wenn jemand schwer zu tragen hatte an der „Last des Lebens“. Gemeint war dasselbe: eine Last, an der ein Mensch ganz persönlich trägt und die er nicht so einfach loswird. 

Im Sonntagsevangelium gibt Jesus diesem Kreuz einen Sinn oder vielmehr eine Aufgabe. „Wenn einer hinter mir hergehen will, verleugne er sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach“. Das klingt für uns sehr fremd. Doch in der Tat ist die beste Möglichkeit, das „Kreuz“ oder den „Rucksack“ zu handhaben, dass man es/ihn bewusst annimmt, „auf sich nimmt“. In diesem Moment verlasse ich die Opferrolle. Ich nehme mein Schicksal in die Hand, statt es nur zu erdulden. Aktiv zu werden – und sei es nur in meiner Einstellung zum Leben, – macht mich stärker. 

 So hat es Jesus getan, als er sich verhaften und töten ließ. Er hat sein Leben freiwillig gegeben – und es gewonnen! Das ist auch uns versprochen.
Mit aktiven Grüßen, Ihre Sr. Barbara