Sommerzeit

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,
es ist Sommer, und in dieser Zeit spüren manche von uns eine neue Sehnsucht: nach Stille, nach Tiefe, nach Sinn. Urlaub und Ferien geben uns die Chance, Abstand vom Alltag zu gewinnen und wieder Raum zu schaffen – Raum für Gott, für unsere Mitmenschen und für uns selbst. Und genau in diesen Zeiten, wenn wir zur Ruhe kommen, dürfen wir neu entdecken, was wirklich trägt: die Beziehung zu Gott.
Im Evangelium des heutigen Sonntags sehen die Jünger, wie Jesus betet, und sie spüren: Da ist mehr. Da ist eine Tiefe, eine Verbindung, eine Kraft, die sie sich auch wünschen. Und sie bitten ihn: „Herr, lehre uns beten.“ Diese Bitte ist zeitlos. Auch wir heute sehnen uns oft nach einem Gebet, das mehr ist als Worte, das unser Herz berührt und unser Leben verändert.
Jesus antwortet nicht mit einer Theorie. Er schenkt den Jüngern und uns das Vaterunser. Kein kompliziertes Gebet, sondern schlicht und klar. Es ist ein Gebet des Vertrauens und der Nähe.
Anschließend erzählt er von einem Mann, der in der Nacht an die Tür seines Freundes klopft, um Brot zu erbitten, und dieser gibt es ihm - nicht weil es bequem ist, sondern weil der Freund nicht locker lässt. Und Jesus sagt: „Bittet und es wird euch gegeben; sucht und ihr werdet finden; klopft an und es wird euch geöffnet.“ Das ist ein Bild für unser eigenes Beten. Wir dürfen immer wieder bei Gott anklopfen. Mit unseren Fragen, mit unserer Sehnsucht, mit unseren Wünschen. Gott wartet nicht auf perfekte Worte – er wartet auf unser Herz.
Wir dürfen ehrlich mit Gott sprechen: ihn bitten, klagen, danken, ihn loben. So können wir wieder aufmerksam werden für das, was in uns lebt; für das, was andere brauchen; für das, was Gott uns sagen möchte.
Ich wünsche Ihnen allen eine gesegnete Sommerzeit – voll innerem Frieden, erfüllenden Begegnungen, neuer Kraft und echter Gottesnähe. Mögen wir bitten, suchen, anklopfen – und die Erfahrung machen, dass Gott uns hört, uns liebt, uns trägt.
Ihr / Euer Rijo Puthuva