Streit

Liebe Mitchristen,
sowohl im Evangelium des heutigen Sonntags, wie auch im Text aus der Apostelgeschichte, wird von Streit gesprochen. Jesus bzw. Paulus streiten mit „den Juden“. Es geht um die Frage, ob Jesus der Messias, der Christus sei oder eben nicht. Die Streitigkeiten drohen sogar in Gewalt zu eskalieren. Soweit muss es ja nicht kommen. Aber eine Kirche, in der man (ergebnisoffen) streiten darf, das wäre doch mal was?!
Zurzeit ist ja der Film Konklave in aller Munde. Vor allem, weil ja gerade auch eine echte Papstwahl stattfindet (zumindest zu dem Zeitpunkt, an dem ich diesen Text hier schreibe). Ob man den Film gut findet oder nicht, ist wie so oft, Geschmackssache. Ich selber habe vor Kurzem einen anderen Papstfilm gesehen: Johannes XXIII. – Für eine Welt in Frieden. Auch dieser Film ist Geschmackssache. Johannes XXIII. hingegen ist (und das ist keine Geschmackssache) für mich immer noch der spannendste, weil mutigste Papst der letzten Zeit. Bei aller Bodenständigkeit besaß er den Mut zur Veränderung, zur Verheutigung, zum Aggiornamento. Aus diesem Mut zur Verheutigung erwuchs das II. Vatikanum, dem letzten großen (produktiven) Streit der Weltkirche.
Wie sehr würde ich mir wünschen, dass ein neuer Papst streitlustig ist, dass man (auch wenn es dauert und vielleicht einmal zäh wird) wieder über brennend nötige Themen streitet. Denn das Bedürfnis vieler Menschen nach Glauben ist immer noch groß, aber die „kirchliche Bürokratie“ (manche Menschen sprechen auch vom „Bodenpersonal“) schreckt ebenso nicht wenige ab. Mit einander streiten kann auch wertschätzend sein, bedeutet, dass man im Gespräch ist.
Mit streitlustigen Grüßen,
Armin Wirth, GR.