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Verbundenheit

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Datum:
26. Juni 2025
Von:
Pfr. Winfried Kissel

Lieber Leserinnen und Leser,

die Stadt Rom hat ihre große Bedeutung im Christentum erlangt, weil dort in der Hauptstadt des römischen Reiches die beiden Apostel Petrus und Paulus gewirkt haben und unter Kaiser Nero zwischen 64 und 67 nach Christus hingerichtet worden sind. Ihre Gräber befanden sich nahe ihrer Hinrichtungsstelle: Petrus auf dem Friedhof neben dem Circus des Kaiser Nero auf dem Vatikanhügel, Paulus bei Trefontane im Süden von Rom.

Der römische Kaiser Valerian (253-260 n.Chr.) verbot den Christen, ihre Friedhöfe zu besuchen und dort Gedächtnisfeiern abzuhalten. Wer dagegen verstieß, dem drohte die Todesstrafe. So kam es, dass die Reliquien von Petrus und Paulus an einen abgelegenen Ort gebracht wurden, an der Kirche San Sebastiano (an der Via Appia). Hier gruben Archäologen eine Mauer aus, auf der Kritzeleien aus der Zeit des Kaisers Valerian stehen. Man kann dort lesen, wie Christen Petrus und Paulus um Fürbitte bei Gott anriefen.

Der heutige Gedenktag „Peter und Paul“ ist übrigens nicht der Todestag von beiden, sondern der Tag, an dem die Reliquien der beiden aus ihren Gräbern an diesen abgelegenen Ort an der Via Appia überführt wurden. Später sind dann unter Kaiser Konstantin Anfang des vierten Jahrhunderts die Reliquien der beiden zu den ursprünglichen Grabstätten zurückgebracht worden. Kaiser Konstantin errichtete dort für beide Gedenkstätten und baute über dem Petrusgrab eine riesige Basilika, den Vorgängerbau des heutigen Petersdomes. Und bereits im Jahre 354 findet sich ein Eintrag im römischen Staatskalender von dem heutigen Festtag und unterstreicht die gemeinsame Verehrung der beiden so unterschiedlichen Aposteln.

Petrus und Paulus sind beide Juden und handeln sehr leidenschaftlich und engagiert: Petrus war ein einfacher Fischer am See Genezareth, Paulus dagegen gebildeter Schriftgelehrter und römischer Staatsbürger. Petrus soll das Evangelium schließlich den Juden verkünden und Paulus den Heiden (vgl. Gal 2,7f). Beide streiten sich auch heftig um den richtigen Weg, wie Heidenchristen leben sollen. Müssen sie sich dem jüdischen Gesetzt unterwerfen? Paulus vertritt die Meinung, der Glaube allein genügt und setzt sich in der jungen Kirche damit durch (vgl. Gal 2,14-16).

Während Petrus als der von Jesus ernannte Fels eher für das statische Prinzip der Christenheit steht, präsentiert Paulus eher ihr dynamisches Prinzip. Die große Unterschiedlichkeit beider verhalf der Kirche zur erfolgreichen Verbreitung.

Letztlich geht es auch heute darum, trotz aller Verschiedenheit aller Christen die größere Einheit zu suchen. Es geht um die Verbundenheit untereinander, die aus dem gläubigen Herzen kommt – trotz der vielen Streitigkeiten um den richtigen Weg in und mit der Kirche.

 Ihnen allen einen gesegneten Sonntag!

Ihr Winfried Kissel, Pfr.