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Vergebung

Rosenkranz
Datum:
14. Sep. 2023
Von:
Yvonne Werheid

Liebe Leserinnen und Leser, 

unter Freunden, in Lebensgemeinschaften und in der Familie ist es oft schwierig, einander zu vergeben. Denn je mehr man liebt, desto tiefer ist die Verletzung, die man empfindet. Unter Liebenden kann schon die kleinste Unzuverlässigkeit das Herz zerreißen. Je mehr man also liebt, desto lebenswichtiger wird die Vergebung, wenn man überhaupt gemeinsam in der Liebe wachsen will. Das hatte Jesus schon lange vorher erkannt, sogar unter seinen Jüngern.

Während seines Wirkens in den sonnigen Dörfern Galiläas sprach Jesus leidenschaftlich von der Vergebung. Seine seltsame Lehre weckte die Fragen des kritischen Petrus. Dieser fragte: „Herr, wie oft muss ich denn meinem Bruder, der an mir sündigt, vergeben? Ist es genug siebenmal?“ Aber Jesus antwortete, dass es keine Grenze der Vergebung gäbe: „Ich sage dir, nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal.“ Mit anderen Worten: die Vergebung ist keine Frage der Zahl, sondern der inneren Einstellung. Kein Mensch kann vierhundertneunzigmal (490) vergeben, ohne dass die Vergebung zum Bestandteil seines Seins wird. Vergebung ist keine gelegentliche Handlung; sie ist eine ständige Gewohnheit. 

Ferner sollte Vergebung nicht nur für wichtige Dinge reserviert werden. Wir müssen lernen, einander die alltäglichen Strohhalme zu vergeben, wenn wir nicht eines Tages einen Heuhaufen auf dem Kopf haben wollen. Die Liebe wächst durch diese „kleinen“ Vergebungen. Je mehr man sich angewöhnt, kleine Dinge zu vergeben, desto leichter wird es einem fallen, auch große Dinge zu vergeben.

In einer Welt, in der viele Menschen weiterhin den Gott der Rache anbeten und sich vor dem Altar der Revanche verbeugen, beten wir zu Maria, der Mutter der Barmherzigkeit und des Pardons, sie möge uns Vergebung und Frieden in unseren Familien, Gemeinschaften und in unserer Welt gebären.

Einen gesegneten Sonntag wünscht und grüßt herzlich,

Ihr/Euer Egide Gatali