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Liebe

Eine Hand
Datum:
4. Apr. 2024
Von:
Armin Wirth

Liebe Mitchristen,

wenn wir ehrlich mit uns sind, dann sind die Dinge, die wirklich brauchen gar keine Dinge – zumindest nicht im Sinne von anfassbaren Dingen. Im Märchen vom Sterntaler, zum Beispiel, gibt das kleine Mädchen so lange her, bis sie selber nichts mehr hat. „Und wie es so stand und gar nichts mehr hatte, fielen auf einmal die Sterne vom Himmel, und waren lauter blanke Taler; und ob es gleich sein Hemdlein weggegeben, so hatte es ein neues an, und das war vom allerfeinsten Linnen.“

Natürlich weiß auch ich, dass das Leben aufgrund vieler (anfassbarer) Dinge deutlich schöner und entspannter sein kann, als ohne sie. Am Ende vom Tag, ist nur wichtig, aufzupassen, dass sich die Besitzverhältnisse ändern, dass nicht nachher die Dinge uns besitzen und nicht mehr wir die Dinge! Sollte dies so sein, würden wir uns nämlich unsere eigenen „goldenen Kälber“ erschaffen (vgl. Ex 32). 

Gleichzeitig ist für die allermeisten Menschen ein radikaler Besitzverzicht (z.B. in einem Kloster) unvorstellbar. Letztlich geht es um Verhältnis-mäßigkeit und darum, dass wir nicht vergessen, was wirklich wichtig ist. Und dies sind eben „Dinge“ die wir nicht anfassen können, bei denen wir nicht sagen können: „Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht“ (Joh 20, 25). Die Liebe ist vielleicht das Wichtigste, was es gibt und was wir nicht anfassen können (vgl. z.B. 1 Joh 5,1ff.) Deus caritas est, Gott ist Liebe. 

Im Johannes-Evangelium bleibt es übrigens offen, ob Thomas seine Hand in Jesu Wunde gelegt hat oder ob er auch so glaubte. Glaube und Wissen sind nicht der Widerspruch, als der sie oft dargestellt werden. Aber manchmal ist es halt die Frage, ob wir das Herz oder das Hirn gerade mehr benötigen. 

Mit nicht-anfassbaren Grüßen,

Aarmin Wirth, GR.