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Wir sind Kirche
22. August 2024
Liebe Leserinnen und Leser! Das neue Schuljahr hat begonnen und damit auch das neue Pastoraljahr. Ich hoffe, Sie hatten alle einen wunderbaren, erholsamen Sommer und haben jetzt wieder viel Energie für alles, was da kommen mag. Manchmal weiß man genau, welche Aufgaben einen erwarten, weil sich Dinge von Jahr zu Jahr wiederholen. Das kann langweilig werden, gibt aber Sicherheit. Anderes ist neu wie z.B. die Herausforderung des Schulanfangs für unsere „I-Dötzchen“. Das kann spannend sein, aber auch Angst machen. In unserer Pfarrei nun haben wir turbulente Zeiten hinter uns, und mir scheint, dass wir gerade in einer Phase stecken, die nicht das eine und nicht das andere ist: irgendwie machen wir zwar weiter wie immer, aber eigentlich wissen wir nicht, was kommt. Das ist weder die angenehme Sicherheit der Routine noch die kribbelnde Spannung einer neuen Herausforderung. Und jetzt? Was machen wir mit Frust, Hilflosigkeit und Ärger, die sich angesammelt haben – bei uns in Johann Baptist und in der Kirche insgesamt? Sie wissen, wie viele Menschen gegangen sind, auch Aktive aus dem Kern der Gemeinde! Und wir? Damit bin ich beim Evangelium dieses Sonntags; wir lesen immer noch Johannes. Letzte Woche war die „Brotrede“ Jesu dran: „Wer nicht mein Fleisch isst und mein Blut trinkt…“ Diesmal geht es um die Wirkung dieser Worte. Die Menschen sind entsetzt! „Wer kann sich das anhören?“ Und sie verlassen Jesus, nicht nur ein paar Mitläufer, sondern auch viele seiner Jünger! Schließlich fragt er die Zwölf: „Wollt auch ihr gehen?“ Und Petrus antwortet mit dem berühmten „Herr, wohin sollten wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens!“ Ich habe den Eindruck, auch wir sind an diesem Punkt. Es geht um alles oder nichts. Es gibt in der Institution Kirche und auch in der kirchlichen Lehre so manches, was schwer zu verstehen oder zu ertragen ist. Und dennoch: Jesus hat die Worte des ewigen Lebens. Wenn wir uns als Gemeinde zusammenfinden, dann tun wir das um dieser Worte willen, weil Er uns zusammenruft. Wir sind Kirche, weil Jesu Wort und Sakrament uns stärkt und weil wir aus dieser Kraft heraus tätig werden wollen. So stärken wir einander und die Menschen um uns her durch die Liebe Gottes. Das ist der Sinn unseres Lebens, wohin sollten wir sonst gehen? In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen geisterfüllten und tatkräftigen Wiedereinstieg nach der Sommerpause! Herzliche Grüße Sr. Barbara
Leben
15. August 2024
Liebe Mitchristen, auf Instagram sehe ich immer mal wieder einen Cartoon, auf dem Charlie Brown und der Hund Snoopy (Peanuts), von hinten zu sehen sind. Sie sitzen auf einem Steg, der in einen See führt, und blicken beide auf den See. In der ersten Version sagt Charlie „Eines Tages werden wir alle sterben, Snoopy“ woraufhin dieser antwortet „Ja, das stimmt. Aber an allen anderen Tagen nicht.“ In der zweiten Version sagt Charlie „Wir leben nur einmal, Snoopy“. Diesmal lautet die Antwort: „Falsch! Wir sterben nur einmal. Wir leben jeden Tag!“ Im heutigen Evangelium verspricht Jesus sogar, dass diejenigen, die „das Brot, das ich geben werde (mein Fleisch) essen, in Ewigkeit leben werden. Das Brot ist Leben für die Welt.“ - Die Frage, die sich mir nun stellt (und immer wieder stellt) ist: endet das Leben irgendwann oder verändert es sich durch den (irdischen) Tod? Es ist eine Frage auf die es, aus meiner Sicht, keine klare, eindeutige Antwort (z.B. im mathematischen) Sinne gibt. In diesen Momenten sprechen viele Menschen vom (vermeintlichen) Gegensatz zwischen Wissen und Glauben. Es gibt nicht wenige Menschen, die sagen: es gibt keinen Gott und auch kein „Leben nach dem Tod“. Dies würde bedeuten, dass die Welt, unser Planet Erde, mit allem drum und dran, ein einfacher Zufall wäre. Ganz ehrlich: Ich finde, dass das noch verrückter klingt als der Glaube an etwas Transzendentes (Gott). Gerade nach den Sommerferien, den Urlaubsfahrten, dem Entdecken neuer, wundervoller Gegenden und wunderbarer Menschen, sind diese Momente für mich immer wieder „Beweise“ für die Gegenwart Gottes. Gott ist. Und er ist in der Welt. Und wenn Gott ist, dann endet das Leben auch nicht mit dem (irdischen) Tod. Und bis dahin gilt es das Leben, welches uns von Gott geschenkt wurde, jeden Tag zu leben. Intensiv zu leben, in Rücksicht auf Menschen, Tiere und Natur (Schöpfung!) und auf uns, jeden Tag! Das Leben ist ein Geschenk, dessen Bedeutung wir leider allzu oft vergessen. Lasst uns leben! Mit lebendigen Grüßen, Armin Wirth, GR.
Hoffnungsbrotkrümel des Lebensbrotes oder: Werde Hoffnungsbrotkrümel des Lebensbrotes.
8. August 2024
Liebe Gemeinde, am kommenden Donnerstag feiern wir das Hochfest Mariä Himmelfahrt. Dieses Fest erinnert uns alle daran, vor allem diejenigen, die von Zweifeln und Traurigkeit geplagt sind, die mit gesenktem Blick leben und nicht aufschauen können, dass wir auf den offenen Himmel schauen sollen. Denn an seiner Schwelle wartet eine (unsere) Mutter auf uns. Sie liebt uns, sie lächelt uns an, sie kümmert sich um uns. Wie jede Mutter will sie das Beste für ihre Kinder und sagt uns: „Ihr seid wertvoll in Gottes Augen; ihr seid nicht für die kleinen Befriedigungen der Welt gemacht, sondern für die großen Freuden des Himmels“. Diese Botschaft unserer himmlischen Mutter steht in guter Kombination mit der jesuanischen Verkündigung dieses Sonntags bzw. dieser Sonntage über die Brotrede. Ziel dieser Verkündigung ist es, uns (Menschen) zu verdeutlichen, dass wir meist vordergründig auf der Suche nach einem tragenden Lebenssinn sind. Jesus lädt uns ein, grundlegender zu suchen und unsere Sehnsüchte an ihm festzumachen, um dann im Glauben unsere tiefe Erfüllung zu finden, Glaubens, Liebes- und Hoffnungsbrotkrümel seines Lebensbrotes zu werden. Diese, unsere Sehnsüchte am „Freudenmal“ dieses Lebensbrotes teilzunehmen, kann ich nicht besser ausdrücken als in sehr einprägsamen Zeilen von Peter Karner: Vater im Himmel! Du hast das Brot geschaffen und die Butter, aber auch den Kaviar, das Beefsteak und die Salzburger Nockerln. Du musst selber ein großer Genießer sein, weil du uns so einen anspruchsvollen Gaumen geschenkt hast, und dazu den Magen, der alles verdauen kann. Aber lass uns nicht vergessen, dass wir auch am reich gedeckten Tisch nur den kleinen Hunger stillen können. Denn den Hunger nach einem sinnvollen Leben, nach Freude, nach dir, stillt nicht das große Fressen, sondern - und darum bitten wir dich - die Menschen, mit denen wir am Tisch sitzen. Und dann du selbst, wenn du uns eines Tages zu deinem himmlischen Freudenmahl rufen wirst. Ja, trotz meines Verlangens, meines immer noch nicht gestillten Hungers nach dem Gemeinschaftsleben mit Ihnen/Euch, verlasse ich nun diese Gemeinde. Aus diesem Grund habe ich nur noch ein kurzes Wort des Dankes aus dem Herzen: Ganz herzlichen Dank an Pfarrer Winfried Kissel und dem ganzen Pastoralteam, allen MitarbeiterInnen im Pastoralbüro sowie den Küsterinnen und MusikerInnen; um es kurz zu machen: dem ganzen Gemeindepersonal. Auch allen Ministranten, meiner Chorgemeinschaft und allen Menschen, die mir begegnet sind, allen Gemeindemitgliedern… Ein ganz besonderer Dank gilt dem Josefshaus: seiner Leitung, den MitarbeiterInnen und BewohnerInnen, vor allem den Pallottinerinnen für ihre liebenswürdige Gastfreundschaft und Nachbarschaft. Ihnen und Euch allen (von A-O) einen ganz herzlichen Dank für ein gutes Miteinander und eine gute Zusammenarbeit, für die berührende Freundlichkeit und Liebenswürdigkeit, auch für Ihre/Eure Spenden… ein ganz herzliches Vergelt’s Gott! Möge Gott Sie/Euch behüten und mit allem Segen seines Geistes segnen. „Es ist nur ein ̍Auf Wiedersehen ̍, wir sehen uns wieder“! Es grüßt ganz herzlich, Ihr/Euer Egide Gatali
Jesus - Brot des Lebens
25. Juli 2024
Liebe Leserinnen und Leser! An diesem Sonntag und den vier folgenden Sonntagen wird das 6. Kapitel aus dem Johannesevangelium in den Heiligen Messen gelesen. Dadurch wird das Markusevangelium, das in diesem Lesejahr dran ist, bewusst unterbrochen. An diesem Sonntag hören wir von der wunderbaren Brotvermehrung. Jesus sättigt viele tausend Männer, Frauen und Kinder. Fünf Brote und zwei Fische reichen aus um alle zu sättigen. Und die Jünger sammeln die übrig gebliebenen Brotbrocken ein. Sie füllen zwölf Körbe. Es bleibt also mehr übrig als vorher da war. Diese wunderbare Brotvermehrung verbildlicht das Geheimnis der Eucharistie. In der Eucharistie schenkt sich Jesus uns Menschen. Aus Liebe zu uns ist er bereit, sein Leben für uns hinzugeben Er bezeugt uns die Größe der Liebe Gottes mit seinem Leben und nimmt uns hinein in die liebende Gemeinschaft mit Gott seinem und unserem Vater. Liebe, die man teilt wird nicht weniger, sondern mehr. Die zwölf Körbe stehen für das neue Volk Gottes, das durch die zwölf Apostel gegründet ist. Zum neuen Volk Gottes kann jeder gehören, der sich durch das Wirken des Heiligen Geistes in Jesus Christus zu Gott unserem Vater bekennt. Die Liebe Gottes kann alle Menschen erreichen und kann verbinden. An den folgenden Sonntagen hören wir dann die große Brotrede Jesu, die er in Kafarnaum gehalten hat. Er spricht von sich als dem Brot des Lebens, das allen Lebenshunger zu stillen vermag und das ewige Leben schenkt. Jesus weiß, dass es Menschen schwerfallen kann, dieses Geheimnis zu glauben. Der Glaube ist immer ein Geschenk Gottes und seines Geistes. Jesus erlebt, wie sich Menschen von ihm aufgrund seiner Worte abwenden und gehen. So fragt Jesus seine Jünger „Wollt auch ihr gehen?“. Petrus aber gibt das große Bekenntnis: „Herr, zu wem sollten wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.“ (Joh 6,67f) Wer anfanghaft dieses Geheimnis der Eucharistie mit dem Herzen erahnt und sich ihr öffnet, für den ist die Eucharistie zutiefst das, was die Mitte unseres Glaubens ausmacht. Wenn uns Jesus am letzten Sonntag noch im Markusevangelium einlädt, sich mit ihm zurückzuziehen, Ruhe zu finden und Kraft zu tanken, so gibt uns nun das Johannesevangelium den Fingerzeig, dass wir in Jesus Christus selber diese Ruhe und Kraftquelle finden können. Möge Gott uns in diesen Sommerwochen Erholung und Gesundheit schenken und unseren Glauben stärken! Ihnen allen einen gesegneten Sonntag, Ihr Winfried Kissel, Pfarrer
Sommerzeit
11. Juli 2024
Liebe Gemeinde, wir stehen mitten im Sommer, und das bedeutet für viele von uns Urlaub – Zeit, die Seele baumeln zu lassen – Zeit für Menschen und Dinge, die sonst zu kurz kommen. Auch Jesus wusste, wie wichtig Zeiten der Erholung sind, und er lädt seine Jünger ein, an einem einsamen Ort auszuruhen. Ich möchte Ihnen in diesen Wochen einen Text von Paul Weismantel mit auf den Weg geben. Vielleicht finden wir ja die Zeit, ab und zu darüber nachzudenken, was wirklich wichtig ist in unserem Leben. Wovon wir leben Wir leben von den Zusagen und Zuwendungen eines liebenden Gottes und guter Menschen, von der Freundschaft, die uns verbindet. Wir leben von der Aufmerksamkeit und Anteilnahme, vom Trost und den – manchmal unscheinbaren - aber wahrhaft erfrischenden Augenblicken des Glücks. Wir leben aus dem Geist und der Gesinnung Jesu, der uns aufruft, dem Leben zu trauen, Vertrauen zu wagen, lieben zu lernen, für Versöhnung einzutreten. Wir haben guten Grund, miteinander zu glauben, miteinander zu leben, miteinander zu feiern, weil Gott auf unserer Seite steht und mit uns geht. Ich wünsche Ihnen eine wunderschöne und erholsame Sommerzeit. Ihr/Euer Rijomon Puthuva
© Hanneke Rouw
Vorankündigung der nächsten Konzerte
8. Juli 2024
Sechs Suiten, sechs Klangwelten – Johann Sebastian Bachs Cellosuiten BWV 1007–1012 sind ein Schlüsselwerk des Barockrepertoires. Sie entstanden vermutlich um 1720 in Köthen, zu einer Zeit, in der Bach als Kapellmeister am Hof wirkte. Die Suiten folgen dem Aufbau barocker Tanzsuiten, doch Bach geht weit über höfische Konventionen hinaus: Jede Suite entfaltet eine eigene musikalische Sprache – von der klaren Linearität der G-Dur-Suite bis zur introspektiven Dichte der c-Moll-Suite. Hanneke Rouw interpretiert an diesem Abend zwei der bekanntesten Werke der Sammlung: die Suite Nr. 1 in G-Dur (BWV 1007) und die Suite Nr. 2 in d-moll (BWV 1008). Suite Nr. 1 G-Dur BWV 1007 Bekannt für ihre fließende Prelude und die klare, fast tänzerische Eleganz der Sätze. Diese Suite wirkt offen, freundlich und zugänglich – wie eine Begrüßung an den Hörer. Suite Nr. 2 d-Moll BWV 1008 Dagegen steht die zweite Suite in tieferem Ernst. Die melancholische Grundhaltung und besonders die Sarabande mit ihrer sparsamen Linienführung zeigen Bachs Kunst der Reduktion und inneren Sammlung. Beide Suiten haben die Satzfolge: Prelude Allemande Courante Sarabande Menuet I Menuet II Gigue Freitag, 18. Juli 2025, 19.30 Uhr Alte Kirche, Alt Refrath 17, 51427 Bergisch Gladbach Abendkasse: 15€ (ermäßig für Schüler/Stud.: 10€) Vorverkauf: Pastoralbüro, Café Credo und auf Bergisch-Live.de
Wunder(voll)
27. Juni 2024
Liebe Mitchristen, das Wetter ist endlich (wundervoll) sommerlich geworden. Außerdem begeistern sich gerade viele Menschen für die (wundervolle) Fußball-Europameisterschaft. Und die hoffentlich (wundervollen) Sommerferien stehen vor der Tür. Alles gute Gründe, sich zu freuen. Bei all dem werden wir von Gott durch’s Leben begleitet. Besonders in den schönen (wundervollen) Momenten des Lebens, vergisst man dies aber schon mal. Bei Leid, Schrecken und Tod heißt es hingegen ganz oft: „Wie kann Gott das zulassen?“ Beim Anblick eines Sonnenaufgangs mit Alpenpanorama oder eines Sonnenuntergangs am Meer (mit einem erfrischenden Kaltgetränk in der Hand😉) fällt allerdings eher selten die Aussage: „Danke Gott, dass Du dies Wundervolle zulässt!“. Im Lied „Welt der Wunder“ (hierzu gibt es ein sehr beeindruckendes Video auf YouTube) von Materia (einem nicht gerade als gläubigem Christen bekannten Rapper aus Rostock) heißt es: „Wir halten etwas auf dem Arm, das so aussieht wie wir. Es wird doppelt so schön. Es wird doppelt so viel. Wenn ich es teile mit Dir. – Und Du glaubst nicht an Wunder!? […] Denn wir leben auf einem blauen Planeten, der sich um einen Feuerball dreht. Mit nem Mond, der die Meere bewegt. Und Du glaubst nicht an Wunder!?“ – Wunder sind eben noch mehr als die Berichte in den Evangelien, in denen Jesus Menschen heilt oder von den Toten erweckt oder in denen er Stürmen befiehlt. Das Leben an sich ist ein Wunder. Jedes neue Leben, das entsteht, ist ein Wunder. Der Planet, auf dem wir leben (und den wir schützen müssen), ist ein Wunder. Die bunte Vielfalt in Flora und Fauna sind Wunder. Und noch so unglaublich Vieles, was wir manchmal als „normal“ ansehen, sind Wunder. Der Sinn des Lebens ist leben. Mit allen Sinnen, mit Liebe, mit Rücksicht auf die anderen. Leben ist bunt. Genießen Sie den (hoffentlich wundervollen Sommer (mit EM und Ferien) und vergessen auch in den wunderschönen Momenten nicht: Gott ist bei uns! Danke! Mit wundervollen Grüßen Armin Wirth (GR)
Hl. Johannes der Täufer
20. Juni 2024
Liebe Leserinnen und Leser, was mich im Evangelium dieses Sonntags, an dem wir das Fest des Heiligen Johannes des Täufers, des Patrons unserer Gemeinde, feiern, am meisten berührt, ist die Wahl des Namens Johannes (Gott ist gnädig) und der Respekt vor der Meinungsfreiheit, die die breite Familie von Zacharias und Elisabeth prägt. Denn dieser Name fasst das Leben Johannes des Täufers zusammen und enthält ein Programm der Heiligkeit für uns alle. Einen Sohn nach seinem Vater zu benennen (ein Brauch, der auch im Westen bis heute noch verbreitet ist), bedeutete zunächst, ihm ein Markenzeichen zu verleihen, um das Werk des Vaters als Sohn fortzusetzen und sich selbst als Erbe zu positionieren. Seine Mutter Elisabeth protestierte als Erste gegen diesen väterlichen Besitz: „Nein, er soll Johannes heißen“. Er hat das Recht, anders zu sein und nicht im Schatten seines Vaters zu leben. Zacharias akzeptiert und befolgt, was der Engel ihm befohlen hat. Er weiß nämlich, was ihm der Zweifel eingebracht hat. „Sein Name ist Johannes“, schreibt er, da er jetzt nicht sprechen kann. Die Macht dieses Schreibens ist unmittelbar spürbar: Er findet die Sprache wieder, um zu „segnen“, um Gutes über Gott zu sagen, der ihn „verspottet“ hatte. So nimmt das Kind den Namen Johannes „Gott ist gnädig“ an, um uns zu sagen, dass alles, was es in seiner Existenz erleben wird, das Werk der Gnade sein wird. Es liegt auch an uns, zu akzeptieren, dass die Gnade Gottes uns ergreift, dass sie uns führt, dass sie uns tiefgreifend informiert. Ja, es geht darum, die Gnade Gottes zu unserem Lebensumfeld zu machen. So wie das Wasser das Lebensumfeld der Fische ist, ist die Gnade das Lebensumfeld der Christen. Denn „Alles ist Gnade“. Alles was wir sind-außer unserer gefallenen Seite (Sünde) natürlich-ist Gnade. Gibt es etwas, das wir haben, das wir nicht empfangen haben? Aber wenn wir es empfangen haben, warum sollten wir uns dann rühmen, als ob wir es nicht empfangen hätten? (1Kor 4,7). Wenn wir uns an die Worte des sog. Dialogs der Messpräfation gut erinnern, können wir sie uns zu eigen machen: „Lasset uns danken dem Herrn, unserem Gott: Es ist würdig und recht“. Heiliger Johannes der Täufer, Sankt Johann Baptist, Patron unserer Gemeinde: Ora pro nobis! Es grüßt herzlich und wünscht allen Gemeindemitgliedern, ein frohes und gesegnetes Patroziniumsfest, Ihr/Euer Egide Gatali
"Kontrollverlust im Reich Gottes"
13. Juni 2024
Liebe Leserinnen und Leser! Nun ist das Wahlergebnis ausgezählt und analysiert. Jubel und Empörung sind abgeflaut. Und jetzt? Unabhängig davon, wo man sein Kreuzchen gemacht hat, bleibt das komische Gefühl: Ich habe das Meine getan, jetzt macht ihr (Politiker) mal. Das ist halt in der Demokratie so: Die Macht geht vom Volk aus, jede Stimme zählt, aber nach der Wahl können wir „kleinen Leute“ die weiteren Entwicklungen nicht mehr direkt beeinflussen. Wir haben die Weichen gestellt. Jetzt heißt es warten, was die Politiker mit der Macht, die wir ihnen gegeben haben, tun. Das kam mir in den Sinn, als ich das Evangelium dieses Sonntags las. Jesus spricht über das Reich Gottes. Das sei wie der Samen, der ausgesät wird. Der Sämann legt sich hin und schläft, der Samen wächst, und der Sämann weiß nicht wie. – Ein etwas rätselhaftes Bild. Das Aussäen, das ist noch aktiv. Das klingt kraftvoll, sehr sympathisch. Aber dann: Hinlegen? Schlafen? Nicht wissen? Wachsen lassen? Das heißt ja, die Kontrolle völlig aus der Hand zu geben. Sowas – ganz ehrlich – mag ich gar nicht gern, kann ich auch nicht gut! Allerdings macht das Bild auch deutlich: Es liegt nicht im Ermessen des Sämanns, ob er die Kontrolle aus der Hand gibt oder nicht. Er kann das Wachsen der Saat schlicht nicht beeinflussen, selbst wenn er jätet und düngt, bleibt das Wachstum an sich doch unverfügbar. Es gibt den Moment, wo er alles ihm Mögliche getan hat und einfach warten muss. Und so soll das Reich Gottes sein? Kontrollverlust und Ungewissheit? Man könnte es auch positiv formulieren: Die Kontrolle über das Reich Gottes liegt bei niemand anderem als bei Gott selber. Gott ist eben kein EU-Politiker, die ihre Macht von uns haben und deren Taten wir deshalb auch zurecht aufmerksam begutachten. Gott hat seine Macht aus sich selbst. Sein Reich kommt und wächst so, wie Er es will. Das fordert von uns Vertrauen. Es entlastet uns aber auch! Wir sind nicht für das Wachsen verantwortlich. Wir müssen weder die Kirche noch den Glauben noch das Reich Gottes retten. Egal sind wir allerdings auch nicht. Wir sollen den guten Samen aussäen: Wahrnehmen, wer gerade ein offenes Ohr oder meinen Trost braucht. Handfeste Unterstützung in der Not. Aber auch ein klares Wort zur rechten Zeit, vielleicht sogar ein Glaubenszeugnis. Das ist gute Saat, damit sollen wir nicht sparen. Wenn sie gesät ist, können wir nichts erzwingen. Es bleibt uns, in Gelassenheit und Vertrauen zu warten, was Gott daraus macht. Mit gelassenen Grüßen Sr. Barbara
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